Im Studiengang Medienwirtschaft der DIPLOMA Hochschule wird „Verständigung“ untersucht.
Der Verantwortung in der Kommunikation widmet sich eine neu eröffnete Forschungsstelle im Studiengang „Medienwirtschaft und Medienmanagement“ an der staatlich anerkannten und bundesweit aufgestellten DIPLOMA Hochschule (diploma.de/forschung-vk-medienwirtschaft). Das Konzept dafür orientiert sich am grundlegenden „Wert“ von Kommunikation: der Verständigung. Dann erst kann von gelungener Kommunikation die Rede sein – wie der Kommunikationswissenschaftler und –praktiker Roland Burkhart und der Philosoph Jürgen Habermas nahelegen.
Parallel zur Forschungsstelle wird ein Marketing-Archiv aufgebaut ‑ das erste dieser umfassenden Art in Deutschland. Das Marketing-Archiv hat derzeit einen Start-Fundus von mehreren Hundert Exponaten im digitalen Archiv. Es ist am Hauptsitz der DIPLOMA Hochschule in Bad Sooden-Allendorf eingerichtet, wo auch ein kleines Präsenz-Archiv gezeigt wird, künftig mit wechselnden Themen.
Bei der Eröffnungsfeier griff Präsidentin Professor Dr. Michaela Zilling eine aktuelle Untersuchung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft auf, derzufolge „forschungsbasierte Tätigkeiten die Arbeitswelt 4.0 durchdringen werden“. Insofern werde die Kompetenz, etwas erforschen zu können, immer wichtiger für die Arbeitswelt der Zukunft: „Hier sehen wir als Hochschule unseren Auftrag, Studierende noch gezielter an die Forschung heranzuführen.“
Analysen zur Kommunikation für Arbeitswelt 4.0 anstoßen
Weiterhin hob die Präsidentin hervor: „Diese Forschungsstelle mit Marketing-Archiv zielt auf Kooperationen mit Akteuren in der Wirtschaft und Öffentlichkeit. Damit signalisieren wir, dass wir den sogenannten Elfenbeinturm, in dem man isoliert vor sich hinforscht, überwinden.“ In diesem Fall gehe es darum, dass die Hochschule gemeinsam mit Wirtschaftsunternehmen „offen Fragen zur Unternehmenskommunikation stellt, wie sie selbst verantwortungsorientiert mit den Stakeholdern, also den Anspruchsgruppen kommunizieren.“
Auch die öffentliche Aufgabe von Behörden brauche die richtige kommunikative Verpackung, betonte Landrat Stefan Reuß in seinem Grußwort. Der ehemalige Marketing-Dozent wünschte sich von der neuen Forschungsstelle zusätzliche Kommunikations-Impulse unmittelbar für die Region.
Dass im retrospektiven Vergleich von Marketingprodukten gestern und heute Humorvolles zum Vorschein kommen dürfte, fand Bürgermeister Frank Hix ebenso wahrscheinlich wie richtig: „Sinn des Marketings ist es ja gerade, darüber zu reden“. Ein Marketing-Archiv aufzubauen, das es bundesweit so noch nicht gab, begrüßte Hix als „vorbildlichen neuen Weg“ vor den Anwesenden aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft – darunter waren auch die beiden DIPLOMA-Vizepräsidenten, Professor Dr. Sabine Skalla (Hamburg) und Professor Dr. Dietmar Nolting (Berlin).
Verantwortung für eine vielseitige Buchszene: Fachvortrag über unabhängige Verlage
Der Erich-Mühsam-Preisträger Dr. Andreas Hohmann erhielt hohen Zuspruch für seinen Vortrag über die Umbrüche in der Verlagsbranche. Als bedrohlich schilderte er die Auswirkungen der neuen VG-Wort-Politik und die geplanten Urheberrechtsänderungen für kleine, inhabergeführte Verlage: „Ein Drittel von ihnen wird wohl dadurch eingehen.“ Aus Achtung vor dem Kulturgut Buch darf in Hohmanns eigenem Verlag keine Publikation verramscht oder makuliert (geschreddert) werden.
Einige Autoren namhafter großer Verlage sind deshalb zu ihm gewechselt, „weil sie wissen, dass man hier ihr Buch auch nach Jahren noch bestellen und wiederfinden kann.“
Hohmanns Idee, ein Marketing-Archiv aufzubauen, geht einher mit dem Wunsch der Forschungsstelle, kontinuierlich Marketing-Erzeugnisse aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor einzusammeln – nicht, damit sie eine historische Ablage werden: „Vielmehr sehe ich das Archiv als eine Arche, einen Ort, der für andere etwas aufhebt und zugänglich macht,“ beschreibt der Hochschullehrer das Anliegen des Marketing-Archivs. Die Verbindung zur Forschungsstelle: Sie wird regelmäßig Anliegen von Praktikern aus der Öffentlichkeit in die Wissenschaft einbringen.
Die wenigsten Hersteller von Marketing-Produkten bewahren diese länger auf. Die analysierende Rückschau lässt interessante Schlüsse zu, etwa auf Menschenbilder, Machart und Ausdruck der Gestaltung sowie dahinter liegende Botschaften der Auftraggeber.
Darüber hinaus rechnet die Leiterin der neu ins Leben gerufenen Forschungsstelle „Verantwortungsorientierte Kommunikation“, Professor Dr. Karla Sponar, damit, dass die Exponate des neuen Archivs eine vielseitige Grundlage für die wissenschaftliche Auseinandersetzung bieten werden. Dies kann sich zum einen auf Marketing-Produkte von der Werbung über Kampagnen bis zur Lobby-Arbeit beziehen. Zum anderen soll es auch um Themen aus PR, Öffentlichkeitsarbeit, interner Kommunikation bis hin zum Journalismus gehen.
Die Anziehungskraft lösungsorientierter Journalismusberichte analysieren
Mit Blick auf den Philosophen Hans Jonas zitierte Sponar dessen Forderung nach einer Zukunftsethik, die das Wissen um die Sache und das Wissen um Werte so kombiniert, dass man „Fernwirkungen des eigenen Handelns zu analysieren lernt“.
Zu den drastischen Stimmungen, die im Vorfeld des Brexit bekannt wurden, fügte sie hinzu: „Dies hätte uns alle viel stärker alarmieren und zur Verteidigung jener Werte zusammenschweißen sollen, um die wir weltweit beneidet und als Zufluchtsort ausgewählt werden. Der Mord an der schottischen Parlamentarierin Jo Cox gebietet, aktiver, bewusster und klüger zu werden, um jeglichem Fanatismus den Nährboden zu entziehen,“ betonte die Hochschullehrerin. Sie schlug vor, zum Beispiel der Frage nachzugehen, „inwieweit neuere Tendenzen hin zu einem lösungsorientierten Journalismus gleichzeitig aufklärend, meinungsbildend und motivierend wirken.“ Dies könne ein Schlüsselmoment sein, um die Aufmerksamkeit von „einlullenden Wohlfühlvideos, Skandalberichten und Lifestyle-Konsum wieder auf Themen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz umzuleiten.
Die neue Forschungsstelle plant eine eigene Publikationsreihe zu Ergebnissen und Tagungsberichten. Im Rahmen der Internationalisierung der DIPLOMA-Hochschule und passend zu den Studieninhalten (Medien- und Marketingstrategien im In- und Ausland) werden neben regionalen Themen auch Aspekte zum europäischen und außereuropäischen Kontext einbezogen.
Weitere Informationen: diploma.de/forschung-vk-medienwirtschaft
Foto: (S. Heukeroth-Hartmann)